Freitag, den 4.April 2014
im Gasthaus Witte zu Schwalingen.
„Kein Grundstückseigentümer ist heutzutage auf das geringe Jagdgeld für den Lebensunterhalt angewiesen. Bei der Jagd
in Schwalingen geht es um mehr, als nur um’s Geld.“ Diese klaren Worte von Jürgen Schachtschneider haben Richtung
weisende Signalwirkung: Denn er ist der Vorsitzende des Vorstandes der Jagdgenossenschaft Schwalingen…
… und darum geht es in den kommenden 12 Monaten: Die Vorbereitungen zur Neuverpachtung des Gemeinschaftlichen
Jagdbezirkes Schwalingen ab 1.April 2015. Wie ein „roter Faden“ zieht sich dieses wichtige Thema durch die
verschiedenen Beiträge in dieser Versammlung der Schwalinger Jagdgenossen am 4.April 2014 im Gasthaus Witte zu
Schwalingen.
Dass Jürgen Schachtschneider seine Botschaft so deutlich in der Versammlung öffentlich macht, kommt also nicht von
ungefähr. Wenn es um die Verpachtung des Schwalinger Reviers geht, verengen manche Grundeigentümer als
Jagdgenossen gern den Blick auf das damit verbundene Geld, den Pachtzins.
„Natürlich muss auch der Jagdzins stimmen. Aber die Art und Weise, wie
hier in Schwalingen gejagt wird, ist uns ganz und gar nicht egal. Das
spielt bei dem Zuschlag eine ebenso gewichtige Rolle“ stellt Jürgen Schachtschneider klar. Es kann also bei der
Neuverpachtung nicht um denn höchsten am Markt erzielbaren Preis gehen, sondern um den angemessenen,
ausgewogenen Pachtzins auf der Grundlage vereinbarter jagdlicher Pachtbedingungen. „Es geht um das Beste für die
Jagd und das Dorf“ bringt es Jürgen Schachtschneider auf den Punkt.
Gern hätte der Vorsitzende in dieser Versammlung die Ausrichtung der Vorbereitungen auf die anstehende
Neuverpachtung möglichst vielen Jagdgenossen vermittelt. Ihm ist die Enttäuschung anzumerken, dass leider nur eine
kleine Gruppe Schwalinger Grundbesitzer der persönlich zugestellten Einladung gefolgt ist und diese wichtige
Gelegenheit zur Information und Meinungsbildung genutzt hat.
Jürgen Schachtschneider stellt heraus, dass der Jagdvorstand und auch die
Jagdgenossen zufrieden sind mit der Ausübung der Jagd und der Wahrnehmung
der jagdlichen Aufgaben in Schwalingen durch die derzeitigen Jagdpächter. Er betont auch den Vorteil für die Jagd und
das Dorf, dass die Schwalinger Jäger ortsansässig sind, tagtäglich in „ihrem Revier leben“, gut erreichbar und
überwiegend selbst Jagdgenossen sind, also Grundbesitz in Schwalingen haben.
Wie schwierig es ist, die gegenseitigen Vorstellungen von Jagdgenossenschaft und externen Pachtinteressenten über die
Jagd in Schwalingen zur Deckung zu bringen, wird deutlich, als Jürgen Schachtschneider jüngste Erfahrungen hierzu an
die Versammlung weitergibt: Da leider der langjährige Jagdpächter Wolfdietrich Müller im vergangenen Jahr plötzlich
verstorben ist, bewarben sich externe Jagdinteressenten um seinen Pachtanteil im Gemeinschaftlichen Jagdbezirk. „Die
Erfahrungen aus diesen Gesprächen sind durchweg wenig erfreulich“ formuliert der Vorsitzende diplomatisch. Er und
seine Vorstandskollegen sind daher sehr einverstanden damit, dass es den derzeitigen Schwalinger Jagdpächtern möglich
ist, den Anteil von Wolfdietrich Müller für das verbleibende letzte Jahr des laufenden Pachtvertrages mit zu übernehmen.
Es überrascht also nicht, dass der Vorstand der Jagdgenossenschaft zunächst in
Gesprächen mit den derzeitigen Jagdpächtern prüfen wird, ob eine gemeinsame
Grundlage entwickelt werden kann für die Fortsetzung des Pachtverhältnisses über die nächste Pachtperiode von 9
Jahren. Beide Seiten, Vorstand und derzeitige Jagdpächter, haben dazu gegenseitig ihr Interesse bekundet.
„Neue Verpachtungen sind in anderen Jagdgenossenschaften unserer Gegend in den vergangenen Jahren aus
unterschiedlichen Gründen, aber durchweg zu gesenkten Pachtpreisen abgeschlossen worden. Auch unsere Schwalinger
Jagdpächter haben dem Vorstand ihre Erwartung eines niedrigeren Pachtzinses für die kommende Pachtperiode zur
Kenntnis gegeben. Dieser Entwicklung können und wollen wir uns nicht entziehen“ lässt Jürgen Schachtschneider die
Versammlung wissen und ergänzt: „Aber auch die Bedingungen der Verpachtung werden sich an die Entwicklungen
anpassen, um unsere gemeinsamen Vorstellungen von Jagd und Jagdausübung in Schwalingen auch für die Zukunft zu
sichern. 9 Jahre Vertragslaufzeit sind eine lange Zeit. Diese Pachtbedingungen wollen wir daher als wichtigen Bestandteil
in den neuen Pachtvertrag aufnehmen und sie auf diese Weise mit den Jagdpächtern tragfähig vereinbaren.
Pachtverträge, wie sie aus der Vergangenheit kennen, kann und wird es zukünftig nicht mehr geben.“
Die Verhandlungen über Pachtzins und Pachtbedingungen zwischen dem
Vorstand und den derzeitigen Pächtern als Interessenten für die
Pachtperiode 1.April 2015 bis 31.März 2024 sollen also in den nächsten wenigen Monaten zu einem Ergebnis kommen,
wie Jürgen Schachtschneider der Versammlung ankündigt. Abhängig vom Ausgang der Verhandlungen ist, ob ggfs. eine
öffentliche Ausschreibung der Verpachtung des Schwalinger Gemeinschaftlichen Jagdbezirkes notwendig wird, um so
den Kreis der Interessenten zu erweitern. „Dazu werden wir im gegebenen Fall die Jagdgenossen zu einer
Außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammenrufen, um das weitere Vorgehen zu beraten und abzustimmen“
rundet Jürgen Schachtschneider dieses wichtige Thema für den Vorstand ab.
Mit gespannter Aufmerksamkeit nahmen die Jagdgenossen die
Ausführungen des Vorsitzenden auf. Die hohen Erwartungen, die sie an die
Arbeit des von ihnen gewählten Vorstandes haben, macht auch dieser Wortbeitrag deutlich: “Wenn der Vorstand die
Absicht hat, der Versammlung die Senkung des derzeitigen Pachtzinses ohne Ausschreibung der Neuverpachtung am
Markt vorzuschlagen, dann muss er das sehr gut begründen!“ Die kommenden Wochen und Monate dürften also
interessant werden.
In seinem „Bericht der Jagdpächter“ fächert Manfred Lünzmann die Vielfalt der
Aufgaben und Aktivitäten der Schwalinger Jäger auf. Dass der vorgegebene
Abschussplan zur Hege des Wildbestandes zu erfüllen war, gerät dabei fast zur Nebensache:
Er erläuterte die verantwortungsvolle Aufgabe des Jagdleiters, die in jährlichem Wechsel von einem der Jagdpächter aus
rechlichen Gründen übernommen werden muss. Die im Frühsommer 2013 bei Beginn der Heuernte groß angelegte
„Kitzrettungsaktion“ war sehr erfolgreich, aber auch enorm aufwändig für alle Beteiligten. Immer wieder verfängt sich
Wild in unbeaufsichtigten Zaunanlagen und muss durch Einsatz der Schwalinger Jäger befreit werden. Trotz der aktiven
Warnung vor den bekannten Wildwechseln, geschehen Wildunfälle auf den beiden Kreisstraßen in der Schwalinger
Gemarkung, die den Einsatz der Jäger zur Versorgung des Fallwildes fordern. Der zur Vergrämung des Wildes
aufgestellte kilometerlange Duftzaun, die blauen Reflektoren an den Leitpfosten, all diese Unfallverhütungmaßnahmen
müssen laufend kontrolliert, neu bestückt werden, wenn sie ihre Wirkung nicht verlieren sollen. Die ersten
Wildschweinfährten sind festgestellt, damit beginnt die schwierige Arbeit der Wildschadensverhütung…. nur eine
Auswahl von der jagdlichen Aufgaben, die von den Schwalinger Jägern für das Revier und das Dorf geleistet werden.
Manfred Lünzmann führt die Versammelten mit Bildern und lebhaften Beschreibungen tief
in den Alltag der Schwalinger Jäger ein. Er lässt für Zweifel keinen Raum: Bei der Jagd in
Schwalingen geht es um weit mehr, als nur um Schießen und Trophäen. Die Schwalinger Jäger sind von der Jagd erfüllt,
sie verstehen sie nicht als ein Hobby, das man beiseite legt, wenn die Lust nachlässt. Sie fühlen sich aus ihrer Einstellung
heraus der Jagd ganzheitlich verpflichtet. Ihre Freizeit gehört der Jagd und auch darüber hinaus, wenn sie gebraucht
werden. Das nehmen die aufmerksamen Jagdgenossen, die Schwalinger Grundstückseigentümer, aus dem
überzeugenden Vortrag von Manfred Lünzmann mit.
Und natürlich: Auch die anstehende Neuverpachtung des Schwalinger Reviers im kommenden
Jahr beschäftigt die Schwalinger Jäger. Insbesondere die Erfahrungen aus den Bewerbungs-
gesprächen mit den Interessenten für die Nachfolge des verstorbenen Pächters Wolfdietrich Müller haben den
Schwalingen Jägern wichtige, wertvolle Erkenntnisse gebracht: „Die Vorstellungen von Jagd und Jagdausübung, die diese
Bewerber durchweg haben, sind mit dem Verständnis von uns Schwalinger Jägern unvereinbar“ berichtet Manfred
Lünzmann. „Sie sind nur an Streckemachen und Trophäen interessiert. Hege und Pflege, Versorgen von Fallwild,
Vorbeugen von Wildschaden und Wildunfällen, all das Mühevolle, das genau so selbstverständlich zur Jagd gehört wie
das Jagen selbst, kommt bei ihnen nicht vor – und könnte auch gar nicht wahrgenommen werden, das würde schon die
Entfernung ihres Wohnortes vom Revier in Schwalingen verhindern“. Dann bringt es Manfred Lünzmann es auf den
Punkt: „Die Formel – dickes Portemonnaie ist gleich guter Jäger – ist ein glatter Fehlschuss “ sagt er überzeugt.
Manfred Lünzmann lässt die Versammlung wissen, dass die derzeitigen
Pächter des Schwalinger Reviers an einer Fortsetzung des Pachtvertrages
interessiert sind. Er betont ihre uneingeschränkte Bereitschaft, sich auch zukünftig in der bisherigen Art und Weise für
die Jagd in Schwalingen einzusetzen. Allerdings erwarten die Schwalinger Jäger, dass bei der anstehenden
Neuverpachtung von Vorstand und Jagdgenossen nicht allein das „Geld“, auf den Pachtzins gesehen wird, sondern dass
die vielfältigen Rahmenbedingungen der Jagd Berücksichtigung finden, dass partnerschaftlich Vereinbarungen
entwickelt werden– zum Besten für die Jagd und das Dorf Schwalingen.
Damit die Unsicherheiten für die Jagdpächter und auch für die Jagdgenossen möglichst bald ausgeräumt werden können
und der Weg in die Neuverpachtung klar wird, hat Manfred Lünzmann abschließend noch eine Bitte an den Vorstand:
“Wir hatten vereinbart, uns regelmäßig zwischen Jagdpächtern und Vorstand auszutauschen. Das hat leider nicht so gut
geklappt, wie beide Seiten sich das vorgestellt haben. Wir sollten diese gute Absicht jetzt wirklich in die Tat umsetzen.“
Nach all dem, was vom Vorsitzenden Jürgen Schachtschneider und
dem Schwalinger Jäger Manfred Lünzmann in der Versammlung
zu hören und zu lernen war, stehen wohl in den nächsten Monaten zwischen Jagdgenossenschaft und den Jagdpächtern
als Pachtinteressenten sehr konstruktive Verhandlungen an –
das ist gut für Schwalingen, für die Jagd und für das Dorf.
Es geht es um mehr, als nur um’s Geld.
Es ist nicht egal, wie gejagd wird.
Zufrieden mit den Pächtern.
An Fortsetzung interessiert.
Zunächst keine Ausschreibung.
Die Gründe sind entscheidend.
Das Ganze in den Blick nehmen.
Baldige konstruktive Verhandlungen.
Mitgliederversammlung 2014
der
Jagdgenossenschaft Schwalingen
Teil 1
©
Fotos: HDMueller, Schwalingen